Interventionen bergen Gefahren, selbst bei besten Absichten by Kay Rieck

Eingriffe in einen freien Markt sind manchmal notwendig, aber sie sollten so behutsam wie m?glich erfolgen.

Der Blick auf die Gewinne der Energieunternehmen im letzten Jahr und die Meinungen der W?hler haben einige Politiker dazu verleitet, in die Energiem?rkte einzugreifen. Auch wenn dies in der Regel mit den besten Absichten geschieht, ist es eine Versuchung, der man wahrscheinlich so weit wie m?glich h?tte widerstehen sollen. Kurzfristige politische Zweckm??igkeit f?hrt oft nicht zu langfristiger wirtschaftlicher Koh?renz, meint Kay Rieck, ein erfahrener Marktbeobachter und Investor.

Eingriffe in einen freien Markt sind manchmal notwendig, aber sie sollten so behutsam wie m?glich erfolgen.

Das gr??te Problem bei Eingriffen, selbst wenn sie mit den richtigen Absichten erfolgen, besteht darin, dass es unm?glich ist, das Gesetz der unbeabsichtigten Folgen zu ber?cksichtigen, egal wie ausgekl?gelt die Theorie oder wie umfassend das Modell ist. Man braucht nur einen Blick auf die verschiedenen inl?ndischen Energiem?rkte im letzten Jahr zu werfen, um diese Tatsache zu erkennen.

Die Verf?hrung der billigen Energie

Zun?chst etwas Kontext. Schon bevor Russlands Panzer ?ber die Grenze in die Ukraine fuhren, trieben Ver?nderungen im globalen Wettergeschehen die Energiekosten weltweit in die H?he. Der Winter 2020/21 war in Europa besonders kalt, ein trockener Sommer in S?damerika verringerte die Effizienz der Wasserkraft, w?hrend eine Hitzewelle in Nordamerika die Menschen dazu brachte, verst?rkt Klimaanlagen zu benutzen. All dies f?hrte dazu, dass die Erdgasvorr?te sehr gering waren und sich verschiedene Regionen der Welt einen Bieterkrieg um Gas lieferten.

In der Zwischenzeit hat sich das Russland von Pr?sident Putin in den letzten zehn Jahren zunehmend kriegerisch verhalten, aber gleichzeitig hat sich Westeuropa von der billigen Energie verf?hren lassen, die Russland angeboten hat

Dies hat Westeuropa in eine Art energiepolitisches Dilemma und komplizierte Man?ver gebracht, seit Russland Ende Februar 2022 mit dem begann, was es gerne euphemistisch als seine Sonderoperation bezeichnet. Einerseits haben Europa und der Westen versucht, mit allen ihnen zur Verf?gung stehenden politischen und wirtschaftlichen Mitteln Putins Abenteuern Einhalt zu gebieten. Andererseits waren sie gezwungen, Russland weiterhin f?r Erdgas zu bezahlen. Die Verh?ngung von Wirtschaftssanktionen gegen Russland, w?hrend man gleichzeitig Milliarden f?r den Kauf von russischem Gas ausgibt, ist politisch nicht gerade ein gutes Zeichen.

Auch wirtschaftlich war es nicht gerade klug. Die ohnehin schon hohen Erdgaspreise sind noch weiter gestiegen, was das Heizen von H?usern erschwert und Unternehmen aller Art dazu zwingt, ihre Investitionspl?ne und Gesch?ftsmodelle zu ?berdenken und in vielen F?llen sogar zu fragen, ob sie es sich ?berhaupt noch leisten k?nnen, ihre Gesch?fte weiterzuf?hren. Und das, bevor die Menschen in Europa anfangen, ihre H?user zu heizen, um den Winter 2022/23 zu ?berstehen.

Die R?ckkehr von Harry Hindsight

Es ist leicht, auf die Politiker von vor zehn Jahren zu zeigen und zu sagen, dass sie dies h?tten kommen sehen m?ssen. Putin hat nie einen Hehl aus seinen Ambitionen gemacht, Russland wieder zu einer globalen politischen und wirtschaftlichen Supermacht zu machen, aber wir alle haben von einer ?ra des billigen Stroms und der niedrigen Zinsen profitiert.

Es ist sehr zweifelhaft, dass irgendjemand zu irgendeinem Zeitpunkt im letzten Jahrzehnt die Wiederwahl geschafft h?tte, wenn er mit einer Plattform f?r teurere Energie in den Wahlkampf gezogen w?re, auch wenn er uns allen aus der Sicht von Ende 2022 viel Leid erspart h?tte, wenn er sich ein wenig mehr angestrengt h?tte. In einem fr?heren Artikel habe ich behauptet, dass Harry Hindsight der beste Trader auf den Finanzm?rkten ist. Er ist wahrscheinlich auch der effektivste, oder vielleicht sogar der einzige, Politiker.

W?hrend also der Winter Westeuropa fest im Griff hat, befinden wir uns in einer Situation, in der die meisten Regierungen der Region mehr als ein Jahr damit verbracht haben, die Energieversorgung sicherzustellen, w?hrend die Energieversorger selbst f?r den unparteiischsten Beobachter erschreckend hohe Gewinne erzielen.

Ohne fossile Brennstoffe kann man keinen Molotow-Cocktail herstellen

Bevor wir alle auf die eilig errichteten Barrikaden vor den Konzernzentralen der gro?en ?l- und Gaskonzerne gehen, sollten wir noch ein paar Punkte ansprechen.

Erstens sind die ?l- und Gasunternehmen nicht direkt f?r die politische und milit?rische Lage in der Ukraine verantwortlich. Diese Ehre geb?hrt in erster Linie einer Handvoll M?nner (ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, aber es scheinen ?berwiegend M?nner zu sein), die in den Korridoren des Kremls herumspuken und von historischem Ruhm aus vergangenen Tagen tr?umen.

Zweitens sind die ?l- und Gasunternehmen in diese Situation geraten, nachdem der ?lpreis in den Jahren 2020 und 2021 auf einen historischen Tiefstand gesunken war und es zu verschiedenen nationalen Schlie?ungen kam. Es geht hier nicht darum, dass sie es vor zwei Jahren schwer hatten und deshalb in diesem Jahr Rekordgewinne verdienen, sondern sie sollten sich daf?r bedanken, dass sie nicht auf der Suche nach Almosen an die Regierungen herangetreten sind, als die wirtschaftlichen Bedingungen spektakul?r schlecht waren.

Drittens birgt die unbest?ndige politische und wirtschaftliche Lage das Risiko, dass Regierungen, die mit harter Hand eingreifen, um einen Teil der Gewinne der ?l- und Gasunternehmen umzuverteilen, mehr Schaden anrichten, als die Rendite wert ist.

Schauen wir uns einige der bisher versuchten Eingriffe an.

Im Herbst 2021 hat die spanische Regierung weitreichende und sehr gro?z?gige Unterst?tzungsma?nahmen f?r die spanische Bev?lkerung ergriffen, um sie vor dem Schlimmsten der steigenden Energiekosten zu bewahren. Die Ma?nahmen waren so umfangreich, dass der spanische Energieverbrauch im Sommer 2022 sogar gestiegen sein soll, weil die W?hler die subventionierte Energie nutzten, um ihre Klimaanlagen noch mehr als sonst laufen zu lassen. Das hat Spanien nicht geholfen, seine Energiereserven aufzustocken.

In der Zwischenzeit versprach die m?glicherweise gut gemeinte, aber sicherlich beeindruckend kurzlebige Regierung von Liz Truss im Vereinigten K?nigreich, die britische ?ffentlichkeit in den n?chsten zwei Jahren mit Energie zu unterst?tzen. Dies war ebenso spektakul?r gro?z?gig wie wirtschaftlich inkoh?rent, da nicht einmal Harry Hindsight wei?, wo der Energiemarkt in zwei Jahren stehen wird. Es bestand die Gefahr, dass die britische Regierung ihre W?hler dazu zwingen k?nnte, in sechs Monaten ?berh?hte Energiepreise zu zahlen, wenn sich die politische Lage entspannt.

Um die seltsamen Zusammenh?nge zu verdeutlichen, hat sich die Energiekrise f?r das spanische Fremdenverkehrsamt als positiv erwiesen. Es gibt Hinweise darauf, dass mehr Briten als sonst f?r einen l?ngeren Winterurlaub nach Spanien reisen, um den hohen Energiekosten und der allgemeinen Inflation im Vereinigten K?nigreich zu entgehen.

Nat?rlich haben andere L?nder die Energiem?rkte mit etwas mehr Fingerspitzengef?hl angegangen, aber das ist ja gerade der Punkt. Es besteht immer die Versuchung f?r Politiker, etwas Gro?es zu tun, obwohl sie und die Menschen, die sie w?hlen, wesentlich besser dran w?ren, wenn sie etwas Effektives t?ten.

Das unumst??liche und ironische Gesetz der unbeabsichtigten Folgen

Das Fazit ist, dass die Regierungen wirklich keine gro?e Kontrolle ?ber die Energiem?rkte haben. Das bedeutet, dass sie bei der Ank?ndigung von Unterst?tzungspaketen vorsichtig sein sollten und bei der Einf?hrung von Mitnahmeeffekten ?u?erst vorsichtig sein sollten.

Die Energiepreise haben sich in den letzten Wochen entspannt, so dass die Notwendigkeit einer Unterst?tzung der Verbraucher nicht mehr ganz so zwingend ist. Daf?r gibt es mehrere Gr?nde. Einer davon ist die breite Diskussion ?ber den m?glichen harten Winter, der die Verbraucher in den meisten europ?ischen L?ndern dazu veranlasst hat, ihren Energieverbrauch einzuschr?nken. Au?erdem war der Herbst wetterm??ig relativ mild, so dass die Menschen eher zu einem zus?tzlichen Pullover gegriffen haben, als die Heizung in ihren H?usern aufzudrehen.

Der dritte und ironischste Grund f?r die geringer als erwartet ausgefallene Volatilit?t ist das anhaltende Engagement Chinas f?r seine Null-Covid-19-Politik. Dies hat dazu gef?hrt, dass Regionen des Landes immer wieder gesperrt wurden, was die Wirtschaftst?tigkeit einschr?nkt. Dies hat zu einem R?ckgang der Wirtschaftsleistung gef?hrt, was wiederum die Energienachfrage gesenkt und den Druck auf die globalen Energiem?rkte gemindert hat.

Kurzfristig ist dies alles positiv, aber in Europa ist der Herbst nun dem Winter gewichen, so dass die Menschen ihre Heizungen einschalten. Auch China beginnt, von seiner Null-Covid-Politik abzur?cken. Irgendwann wird es die Fesseln ganz abstreifen, die Wirtschaftst?tigkeit wird zunehmen und die Energienachfrage steigen. Wenn die Nachfrage steigt, neigen die Preise dazu, schnell zu folgen.

Es ist schwer zu sagen, was die Zukunft f?r die Energiem?rkte bereith?lt, aber was ganz klar ist, ist, dass die Regierungen vorsichtig sein m?ssen, wenn sie intervenieren. Ein Eingreifen ist nicht immer ein Fehler, aber es sollte nur mit ?u?erster Vorsicht erfolgen.

?ber den Autor

Kay Rieck ist seit mehr als zwei Jahrzehnten als Investor im US ?l- und Gassektor t?tig. Er war ?ber viele Jahre als Finanzberater und B?rsenmakler an der New Yorker B?rse (NYSE) t?tig. Sein Interesse an der ?l- und Gasbranche und den damit verbundenen Assets entwickelte er schnell und baute seine Expertise im Investmentbanking und der Verm?gensverwaltung beim New York Board of Trade und dem Chicago Board of Trade aus. Unter Nutzung seines au?ergew?hnlichen Netzwerks an globalen Kontakten gr?ndete er 2008 sein erstes ?l- und Gasf?rderunternehmen in den USA und w?hlte Investitionen unter anderem im Haynesville Shale, Permian-Becken, Eagle Ford Shale, Dimmit County und ?berall dort aus, wo sich au?ergew?hnliche Renditeaussichten boten und bieten.

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