Kultur und Gesundheit – Potenziale der Künste und der Künstlerischen Therapien nutzen!

Die Potenziale gesundheitsf?rdernder kultureller Angebote besser zu nutzen und mit gesetzlichen Regelungen f?r die K?nstlerischen Therapien in Deutschland zu koordinieren, dar?ber diskutierten Bundestagsabgeordnete und Mitarbeitende verschiedener Fraktionen zusammen mit Experten der K?nstlerischen Therapien bei einem Parlamentarischen Fr?hst?ck im Deutschen Bundestag. Dazu eingeladen hatten die Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner (CSU, Mitglied im Gesundheitsausschuss) und Dr. Christiane Schenderlein (kulturpolitische Sprecherin der CDU) in Verbindung mit der Bundesarbeitsgemeinschaft K?nstlerische Therapien und der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft.

Emmi Zeulner, MdB, erinnerte daran, dass die Folgen von Corona vor allem auch bei Kindern und Jugendlichen zum Teil erst jetzt sichtbar w?rden und noch nicht systematisch aufgearbeitet sind. Kulturelle Aktivit?ten wie Musik, Tanz, Kunst seien wertvolle Elemente, um seelische Gesundheit zu f?rdern und Menschen in psychischen Krisen zu unterst?tzen. “Gesundheit und Kultur”, so das Mitglied des Gesundheitsausschusses, “m?ssen wir zusammenbringen – mehr als bisher”. Dr. Christiane Schenderlein, kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Bundestag, betonte, dass es einen gro?en Bedarf an therapeutischer Unterst?tzung gebe, auch mit Mitteln der Kultur; deshalb sei es sehr naheliegend, Kultur mit der gesundheitspolitischen Seite zu verbinden. Auch die Kulturinstitutionen h?tten hier eine bedeutende Rolle, die sie zunehmend erkennen.

Aus Br?ssel zugeschaltet informierte Sabine Verheyen, die Vorsitzende des EU-Ausschusses f?r Kultur und Bildung, ?ber die aktuellen europ?ischen Initiativen der EU f?r psychische Gesundheit im Rahmen des 2023 verabschiedeten Aktionsplans Mental Health. Die psychische Gesundheit wird der k?rperlichen Gesundheit gleichgesetzt. Aufgrund bisheriger Erfahrungen in einigen L?ndern sieht Verheyen in der Verbindung von “Kultur und Gesundheit” die M?glichkeit die vorhandenen Ressourcen in Gesundheits-, Sozial- und Kulturpolitik gemeinsam st?rker als bisher einzusetzen: “Vielf?ltige Belege und praktische Beispiele etwa aus den nordischen L?ndern, aber auch aus Spanien oder Italien zeigen eine positive und vielversprechende Wirkung der kreativen Ans?tze. Dar?ber hinaus helfen sie Einsamkeit und soziale Isolation zu ?berwinden und zur Entstigmatisierung beizutragen”. Gerade bei der Fr?herkennung und der Bew?ltigung von psychischen Erkrankungen seien kulturelle Angebote besonders hilfreich. Verheyen bedauerte, dass sich Deutschland derzeit noch nicht am interministeriellen Austausch – als eines von ganz wenigen EU-L?ndern – bei den gemeinsamen Konferenzen zu “Kultur und Gesundheit” im Rahmen des Kulturplans der EU 2023 – 2026 beteilige.

Diese Schwachstelle kritisierte auch Beatrix Evers-Grewe, Vorsitzende des Dachverbandes, der Bundesarbeitsgemeinschaft K?nstlerische Therapien. Sie zeigte sich davon ?berzeugt, dass Deutschland von einer Teilnahme nur profitieren k?nne: “Deutschland kann von den Erfahrungen aus anderen europ?ischen L?ndern lernen, weil dort die gesundheitsf?rdernde Kulturarbeit insgesamt besser mit den bereits vorhandenen therapeutischen Versorgungsangeboten koordiniert ist”. In Deutschland seien die K?nstlerischen Therapien zwar seit Jahrzehnten im klinischen station?ren Sektor gesch?tzt und etabliert und in vielen medizinischen Leitlinien verankert, aber nicht gesetzlich geregelt: “So gibt es enorme L?cken in der Versorgung vor allem f?r die Menschen, die von sprachlich orientierten Therapien nicht erreicht werden, zum Beispiel bei Kindern, Menschen mit Schlaganf?llen oder demenziellen Erkrankungen, bei psychosomatischen Leiden oder Traumata und bei Menschen mit Kriegs- und Fluchterfahrung.” Evers-Grewe setzt sich deshalb f?r eine gesetzliche Regelung der K?nstlerischen Therapien ein. Der aktuell hohe und wachsende Psychotherapie-Bedarf k?nne dadurch in der ambulanten Versorgung in Pr?vention, Behandlung und Nachsorge unterst?tzt werden, “damit auch sozio?konomisch benachteiligte Menschen erreicht werden k?nnen”.

Prof. Dr. Lutz Neugebauer, Vorsitzender der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft, erg?nzte: “Das Querschnittsthema “Kultur und Gesundheit” ist derzeit in verschiedenen Ministerien angesiedelt, die alle ihre eigenen Projekte in den Teilbereichen Inklusion, kulturelle und soziale Teilhabe oder Integration durchf?hren. Nur bei der Nationalen Demenzstrategie kooperieren drei Ministerien miteinander”. Neugebauer appelliert deshalb an die Verantwortlichen, die l?ngst durch WHO und EU belegten Erkenntnisse bei der Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden durch k?nstlerische Aktivit?ten auch als ein gemeinsames Thema anzugehen: “Letztlich geht es dabei um die Sicherheit f?r Patientinnen und Patienten und um die Qualit?tssicherung der therapeutischen Arbeit. Hier ist der Gesetzgeber in der Pflicht, neue Professionen im Gesundheitswesen wie die K?nstlerischen Therapien gesetzlich zu verankern.”

In ihrem Schlussstatement hob Emmi Zeulner die Dringlichkeit hervor, dass Regelungen f?r die K?nstlerischen Therapien auch aus Gr?nden der Qualit?tssicherung erforderlich seien. Sie k?ndigte eine fraktions- und partei?bergreifende Initiative hierzu an.
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Die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft (DMTG) ist der gr??te Fach- und Berufsverband der Musiktherapeutinnen und Musiktherapeuten in Deutschland. Der Verband setzt sich neben der F?rderung von Musiktherapie in Forschung, Lehre und Praxis auch f?r die Verankerung der Musiktherapie im Gesundheitswesen ein. Aufgrund wissenschaftlich anerkannter Nachweise ?ber die positive Wirkung ist Musiktherapie bereits jetzt in zahlreichen medizinischen Leitlinien verankert (z.B. Demenz, Schlaganfall, Psychosoziale Therapien). Verbindliche Ausbildungs- und Qualit?tsstandards, abgebildet im DMtG-Zertifizierungsverfahren, geben den Patientinnen und Patienten ein gr??tm?gliches Ma? an Sicherheit, gerade wegen eines fehlenden Berufsgesetzes. Weitere Informationen: www.musiktherapie.de

Keywords:K?nstlerische Therapien, Kultur und Gesundheit, EU-Kulturplan 2023-2026, Inklusion, neue Profession

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