Ökologische Überraschung: Zu Gast im Gemüsegarten Europas (FOTO)

Ökologische Überraschung: Zu Gast im Gemüsegarten Europas (FOTO)Almería, Spanien (ots) –

Ökologische Überraschung: Zu Gast im Gemüsegarten Europas

Auf frisches Obst und Gemüse wollen Konsumenten auch im Winter nicht verzichten.
So sind die Regale deutscher Supermarktketten ganzjährig gefüllt mit Tomaten,
Gurken, Paprika, Auberginen, Melonen, Erdbeeren, Orangen und Zucchini. Doch
woher kommt das Obst und Gemüse im Winter?

Es wird aus Italien und Marokko, hauptsächlich aber aus Spanien geliefert;
genauer gesagt aus der andalusischen Region Almería. Sie gilt als Gemüsegarten
Europas. Im äußersten Südosten des Landes breiten sich direkt am Mittelmeer,
zwischen El Ejido und Níjar, auf mehr als 31.000 Hektar Fläche Gewächshäuser
aus. Von oben betrachtet wirken sie wie ein gigantisches Kunststoffmeer. Doch
ein Blick unter ihre Dächer zeigt, wie biologisch und nachhaltig hier angebaut
wird.

Mit einem kräftigen Ruck öffnet der Agraringenieur Jose Antonio López die
Schiebetür zu einem dieser Gewächshäuser. Alles ist hochmodern und blitzsauber.
Fast wundert man sich, Insekten und Hummeln zu hören, die als biologische
Schädlingsbekämpfer und für die natürliche Bestäubung eingesetzt werden. Die
Ventilation wird digitalgesteuert; die Temperatur beträgt angenehme 22 Grad.

Wasser sparen durch moderne Technik

In schnurgeraden Linien angebaute Tomatenpflanzen wachsen in der Erde. Unter
weißen Plastikplanen werden sie mithilfe eines Tröpfchen-Bewässerungssystems
täglich bis zu 200 Mal mit geringsten Wassermengen besprüht. “Mit diesem System
konnten wir unseren Wasserverbrauch auf bis zu 40 Prozent reduzieren. Kein
unwichtiger Faktor, immerhin gehört Almería zu den trockensten Regionen
Europas”, erklärt López. Das Wasser stammt vor allem aus einer der nahen
Meerwasser-Entsalzungsanlagen sowie aus den eigenen Regenwasser-Auffangbecken.

López arbeitet beim Gemüseproduzenten Bio Sabor in Níjar, in der Nähe des
Naturparks Cabo de Gata. Das Unternehmen hat sich auf Bio-Gemüse spezialisiert
und beliefert hauptsächlich große deutsche Supermarktketten. Im eigenen
Forschungs- und Kontrolllabor suchen die Mitarbeiter nach neuen Geschmackssorten
und prüfen die Qualität. Bio Sabor produziert nach den Herstellungsregeln des
internationalen Global Gap Siegels und des EU-Bio-Siegels. Sie garantieren den
Konsumenten neben einem ökologischen, pestizidfreien Anbau auch eine
nachhaltige, umweltfreundliche und sogar sozialverträgliche Produktion unter
fairen Arbeitsbedingungen.

Die mehr als 600 Angestellten bekommen einen Tariflohn. Moderne
Verpackungsanlagen arbeiten derart leise, dass die Packerinnen in der riesigen
Fabrikhalle keine Ohrstöpsel benötigen. Und: “Wir schmeißen kein Gemüse weg. Was
nicht verkauft werden kann, verschenken wir an Hilfsbedürftige, Altenheime oder
an Bauern als Tierfutter. Der Rest wird in Kompost verwandelt”, erklärt María
Dolores Morales, Finanzmanagerin von Bio Sabor.

Aufgrund der erhöhten Nachfrage arbeiten immer mehr Unternehmen nach den
europäischen Herstellungsmethoden, um den Qualitätsanforderungen gerecht zu
werden. Aber bisher stellen Bio-Gemüseproduzenten mit zehn Prozent der
Anbaufläche noch einen kleinen Teil an der Gesamtproduktion dar. “Die
Unterschiede zwischen ökologischer und konventioneller Gewächshausproduktion
werden in Almería jedoch immer geringer”, versichert Jan van der Blom. Der
Biologe ist für die Qualitäts- und Schädlingskontrolle beim Verband der Obst-
und Gemüseproduzenten von Almería (COEXPHAL) zuständig. Darüber hinaus ist
Spanien – also auch Almería – Teil der “CuTE: Cultivating the Taste of
Europe”-Kampagne, die in Partnerschaft mit der Europäischen Union (EU) über
nachhaltige Produktionssysteme informiert und Verbrauchern einen detaillierten
Überblick über den europäischen Obst- und Gemüsemarkt gibt.

Effizienz durch rein biologische Schädlingsbekämpfung

Konventionelle Gemüsebauern hätten bereits vor Jahren gemerkt, dass die
biologische Schädlingsbekämpfung und wassersparende
Tröpfchen-Bewässerungsanlagen kostengünstiger und effektiver seien, sagt van der
Blom. Beim Paprikaanbau kommt bereits ausschließlich, bei der Tomatenproduktion
zu 85 Prozent biologische Schädlingsbekämpfung zum Einsatz.

“Blattläuse oder sonstige Schädlinge bekämpfe ich mit anderen Insekten. Das ist
nicht nur besser für die Umwelt und fürs Gemüse, sondern auch 17 Prozent
billiger, als mit chemischen Pestiziden zu arbeiten”, erklärt Gemüsebäuerin Lola
Gómez Ferrón vom Familienunternehmen Clisol bei El Ejido. Sie nutzt ein
ökologisches Kokosnusswolle-Substrat, um noch mehr Wasser zu sparen. Dadurch
erhält sie allerdings kein EU-Bio-Siegel, denn das verpflichtet zum Anbau in
Muttererde.

Wie umweltfreundlich und nachhaltig Almerías Gewächshäuser sind, verdeutlicht
ihr hoher Recyclingwert. Nicht einmal der Hauptabfall Plastik stelle ein großes
Problem dar, meint Jan van der Blom. Der Grund: Die Gewächshausbetreiber
erhalten fast 12 Cent pro Kilo Plastikmüll. Aufgrund der hohen Temperaturen
können Almerías Gewächshäuser auch im Winter fast ausschließlich mit
Solarenergie betrieben werden.

“Viele Menschen haben eine negative Meinung über Gewächshausanbau, denken an
giftige Pestizide, Plastikmüll, unreifes Gemüse. Aber das stimmt einfach nicht”,
erklärt der holländische Experte. In Almería hätten Gewächshäuser sogar positive
Auswirkungen auf den Klimawandel. Die Region zählt mit 3.500 Sonnenstunden im
Jahr zu den sonnenreichsten in Europa. Dabei wirken die 31.000 Hektar weißer
Plastikplanen wie eine Art künstlicher Gletscher, wodurch die Erderwärmung in
den vergangenen 25 Jahren rund 0,75 Prozent unter dem globalen Durchschnittswert
lag.

“Wir haben die nachhaltigsten Gewächshäuser der Welt – in allen Bereichen. Nur
beim Wasserverbrauch arbeiten die Holländer nachhaltiger, weil sie in einem
feuchteren Klima anbauen”, versichert Juan Colomina vom Verband andalusischer
Obst- und Gemüseproduzenten APROA. Der Verband achtet nicht nur auf die
Einhaltung der biologischen Kriterien, sondern auch auf faire Arbeitsbedingungen
der Erntehelfer. In puncto Klimaschutz gibt es noch weiteres Potenzial, etwa
durch die Nutzung von Sonnenenergie sowie die Umstellung der Transportfahrzeuge
von Diesel- auf Elektromotoren. Damit hat man bereits begonnen.

Die ökologischen Hightech-Gewächshäuser von Almería leisten bereits einen großen
Beitrag zum Klimaschutz. Allein mit dem Tröpfchen-Bewässerungssystem, das fast
alle 17.000 Mitglieder von APROA nutzen, konnte der Wasserverbrauch in den
vergangenen zehn Jahren um die Hälfte reduziert werden.

Pressekontakt:
Óscar Westermeyer
+34 620 23 32 86, oscar.westermeyer@tactics.es

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