Süddeutscher Protesttag der Apotheken sendet lautes Signal nach Berlin für Erhalt der Versorgungsstrukturen

Rund 5.000 Apotheker:innen bei Gro?kundgebung in Stuttgart

Stuttgart – Am gestrigen Mittwoch (22. November) haben gesch?tzt etwa 5.000 Apothekerinnen und Apotheker aus ganz Bayern und Baden-W?rttemberg ab 12:05 Uhr auf dem Stuttgarter Schlossplatz demonstriert. Apothekerliche und politische Rednerinnen und Redner sowie Vertreter der ?rzteschaft machten eindr?cklich auf die bedrohliche Situation der Apotheken und des Gesundheitssystems aufmerksam. Die Pr?sidentin des Landesapothekerverbandes Baden-W?rttemberg (LAV) Tatjana Zambo und der 1. Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbandes (BAV), Dr. Hans-Peter Hubmann f?hrten die Rednerliste an.

Als Gastgeberin er?ffnete Zambo die Gro?kundgebung mit aufr?ttelnden Worten: “Im letzten Jahr haben bundesweit bereits 400 Apotheken f?r immer geschlossen. In diesem Jahr werden es Richtung 600 Schlie?ungen sein. Das sind 1000 Apotheken weniger in nur zwei Jahren! Damit muss Schluss sein. Diese Talfahrt muss gestoppt werden!” Zambo machte selbstbewusst klar, dass die Zeit des Bittstellens f?r die Apothekerschaft vorbei sei, “wir fordern nun unsere gerechte Honorierung mit Blick nach Berlin ein. Wir stehen hier in ?berw?ltigender Masse, wir stehen hier mit erhobenem Haupt und einem Sack voll guter Argumente, die zeigen was jetzt n?tig ist: Apotheken st?rken. Jetzt! Wir k?mpfen heute f?r unsere eigene Zukunft und f?r die Zukunft einer guten Arzneimittelversorgung.” Die j?ngsten Pl?ne Lauterbachs zu Schein-Apotheken, denen Zambo eine klare Absage erteilte, st?nden diesem Ziel diametral entgegen.

Auch Dr. Hans-Peter Hubmann, 1. Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes, machte verfehlte politische Entscheidungen f?r die dramatische Situation der Apotheken verantwortlich: “Seit vielen Jahren machen wir auf die v?llig unzureichende Honorarsituation aufmerksam, auf das moderne Raubrittertum in Form von Nullretaxationen durch Krankenkassen und auf die aberwitzigen Pr?qualifizierungsanforderungen. Wir warnen seit Jahren und zuletzt immer st?rker vor den Auswirkungen zunehmender Lieferengp?sse.” Bei den kompletten Teams in den Apotheken sei nun “der Punkt erreicht, der das Fass endg?ltig zum ?berlaufen bringt”, so Hubmann weiter mit Blick auf tausende Demonstrierende. Sowohl die neue bayerische Staatsministerin f?r Gesundheit, Pflege und Pr?vention Judith Gerlach hielt eine emotionale Gru?botschaft und versprach, sich deutlich f?r die “v?llig berechtigten” Forderungen der Apotheken in Bayern und Baden-W?rttemberg einzusetzen. Ebenso mit gro?er Solidarit?t begr??te in einem Einspieler Bernhard Seidenath (CSU) als Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im bayerischen Landtag die Demonstrierenden beider Bundesl?nder auf dem Schlossplatz und hob die Wichtigkeit der Apotheker:innen hervor.

Die gesundheitspolitischen Sprecher der Fraktionen von Gr?nen, CDU, FDP und SPD aus dem Stuttgarter Landtag betonten im Rahmen der Kundgebung die Unverzichtbarkeit der Vor-Ort-Apotheke. Petra Krebs f?r die Gr?nen bekundete, dass man die Apothekenschlie?ungen nicht still hinnehmen wolle und aktiv etwas dagegen unternehmen wolle. Dr. Michael Preusch, Arzt und gesundheitspolitischer Sprecher im baden-w?rttembergischen Landtag f?r die CDU machte klar, dass es wichtig und gut sei, dass die Apothekerschaft heute laut und h?rbar f?r ihre Forderungen auf die Stra?e gegangen sei. Er erkl?rte, dass die St?rkung der Vor-Ort-Apotheken das prim?re politische Ziel zu sein habe. Als gesundheitspolitischer Sprecher der FDP/DVP-Fraktion im Landtag Jochen Hau?mann forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dazu auf, seinen Turbo einzuschalten, denn “Es ist 5 nach 12 f?r die Apotheken! Die Forderungen der Apotheken sind bekannt. Es ist an der Zeit, dass man in den Dialog geht.” Zuletzt sprach Florian Wahl von der SPD, der Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im baden-w?rttembergischen Landtag ist. Er lobte die Apothekerschaft f?r ihre “ganz wichtige Lotsenfunktion” innerhalb des Gesundheitswesens. Er versprach, die Bilder aus Stuttgart nach Berlin zu tragen.

Auch die ?rzteschaft in Baden-W?rttemberg zeigte sich solidarisch mit dem Protest der Apothekerinnen und Apotheker. Dr. Nicola Buhlinger-G?pfarth als Vorsitzende des Haus?rzteverbands Baden-W?rttemberg hob in ihrer Rede hervor, dass “unsere Patientinnen und Patienten wissen, was sie wollen: ihre Arztpraxen und ihre Apotheken.” Die Gesundheitsversorgung sei der falsche Ort f?r Experimente, warnte sie in Richtung des Bundesgesundheitsministeriums. Dr. Norbert Smetak, Vorsitzender der ?rztevereinigung MEDI Baden-W?rttemberg zeigte erneut auf, dass der Protest auch den Teams in Praxen und Apotheken gelte. Denn ohne die Teams gehe nichts. Die ?rzte zogen nach dem Protest mit einem Trauerzug zum baden-w?rttembergischen Sozialministerium.

LAV-Chefin Tatjana Zambo und der BAV-Vorsitzende Dr. Hans-Peter Hubmann beendeten die Veranstaltung und zogen ein positives Fazit: “Wir haben heute mit ?berw?ltigender Solidarit?t gezeigt, wie ernst es um unsere Apotheken steht und wie entschlossen wir sind, f?r eine auch in Zukunft gute und sichere Arzneimittelversorgung und ein angemessenes Honorar zu k?mpfen.”

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